„Meine Silberbilder besitzen eine einzig­artige Aura, mit einer nahezu drei­dimensionalen Haptik. Die Schwingung des Silbers, die Textur des Glases und das tiefe Schwarz faszinieren mich immer wieder neu.“

Steffen Diemer

… Fotografierend stiftet Diemer nicht großes Theater, sondern Kammerspiele in Schwarzweiß. Bei ihm liegt in der Ereignislosigkeit das Ereignis, die Sensation in der betonten Schlichtheit der Darstellung wie des Dargestellten. Diemers Bilderwelt ist ein Gegenentwurf zur Aufgeregtheit des digitalen Zeitalters, ist visuelle Antithese zu einer bunt flimmernden Ikonografie, der zu entkommen kaum noch möglich ist.

»Lange Zeiten«, hat der bekannte Modefotograf Paolo Roversi einmal gesagt, »geben der Seele Gelegenheit sich einzufinden.« Steffen Diemer genügen im Schnitt anderthalb Minuten, um seinen Bildern so etwas wie Seele einzuhauchen. Das klingt nach Metaphysik. Aber der Rückgriff auf ein historisches Verfahren ist bei Diemer nicht handwerkliches Muskelspiel, sondern ein Mittel, Bilder der anderen Art zu generieren: »Große stille Bilder«, um einen Begriff des Medienwissenschafters Norbert Bolz zu zitieren.

Diemers Schöpfungen sind wie der Blick durchs Schlüsselloch auf eine andere Welt, auf eine Welt, die auf frappante Weise in sich ruht. Fragt man ihn nach Einflüssen, nennt er den Tschechen Josef Sudek. Bohrt man tiefer, kommt man auf Japan, wo Diemer mehrere Jahre gelebt und gearbeitet hat. Die dort gesammelten Erfahrungen haben fraglos Spuren hinterlassen. Speziell die Bekanntschaft mit der Tuschemalerei eines Hasegawa Tōhaku blieb nicht ohne Wirkung. Reduktion, Einfachheit, die Suche nach dem Wesentlichen sind Gebote, denen sich auch Steffen Diemer in seiner Arbeit unterwirft. Was Steffen Diemer liefert, ist nicht ausschweifende Prosa, sondern Poesie auf den Punkt gebracht, sind in ihrer Schlichtheit Haikus mit bildnerischen Mitteln. Formal setzt er auf partielle Schärfe, testet extreme Hoch- oder Querformate aus, spielt mit Kontrasten, arrangiert seine Objekte überlegt im Raum …

Hans-Michael Koetzle: Womöglich könnte man von Aura sprechen (Auszug). Aus: Steffen Diemer: haruka ushiro. Ausstellungskatalog Galerie Albrecht, Berlin 2021.

Termine

18.3.2023 19 Uhr

Ausstellungseröffnung

mit Steffen Diemer

Musik: Dieter Tairyû Strehly, Shakuhachi

14.4.2023 10 – 16 Uhr

Cyanotypie-Workshop für Kinder

mit Steffen Diemer und Inessa Siebert

15.-16.4.2023 11 – 16 Uhr

Ambrotypie – ein
fotografisches Portrait für die Ewigkeit

Immer ein Unikat, direkt auf Schwarzglas belichtet.

Steffen Diemer

geb. 1966 in Grünstadt, war bis 2013 als Fotograf für die renommierten Magazine wie Der Spiegel, FAZ, National Geographic und The Guardian tätig. Sein Schwerpunkt lag bis dahin auf der sozialdokumentarischen Reportagefotografie in Kriegs- und Krisengebiete in mehr als 70 Ländern, jedoch vorwiegend im Nahen und Mittleren Osten, in Vorderasien und im südlichen Afrika.
Durch seinen beruflichen Aufenthalt in Japan von 1994 bis 1998 kam Steffen Diemer intensiv mit der japanischen Ästhetik in Kontakt. Diese beeinflusst seine künstlerische Arbeit, die sich seit 2011 dem historischen, fotografischen Nassplatten-Kollodium-Verfahren und dem Stillleben in seiner reinen Form widmet. Steffen Diemer war Mitglied der renommierten Fotografenagentur Bilderberg, Gruppe 28.

www.steffendiemer.com

Diese Ausstellung eröffnet am 18. März 2023

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Haus der Fotografie

Dr. Robert-Gerlich-Museum
Burg 1 ∙ 84489 Burghausen
Tel. +49 8677 4734

Öffnungszeiten

18. März bis 6. November
Montag bis Sonntag/Feiertage
10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Winterschließung
7. November 2022 bis 18. März 2023

Eintrittspreise

Erwachsene 2,00 EUR
Gruppen ab 15 Personen pro Person 1,50 EUR
Senioren 65, Studenten, Auszubildende, Arbeitslose, Bundeswehrsoldaten, Schwerbehinderte 1,00 EUR
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, geschlossene Schulklassen, Schüler über 18 Jahren Eintritt frei

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Markus Heinsdorff  Leben unter Bäumen