„ … Den schönen Schein der glatten Oberfläche brach er auf zugunsten verschwimmender Formen und Konturen. Jedenfalls bis in solche materiellen Tiefen hat vor ihm keiner Polaroid erkundet. Der Toaster wurde schon erwähnt.“

„ … Grenzen kennt Herbert Döring-Spengler nicht. Seine fotografischen Unikate werden auf alle möglichen Arten behandelt und damit verfremdet. Der Künstler erhitzt, schneidet auf, übermalt, fährt dem Objekt regelrecht unter die Haut. Irgendwann hat er neben der Vorder- auch die manipulativen Möglichkeiten der Rückseite entdeckt. Erlaubt ist, mit anderen Worten, alles, sofern es eine Idee auf plausible Weise unterstützt. Letztlich ist es nicht das „Sofort“, das Herbert Döring-Spengler am Sofortbild interessiert, sondern seine Materialität, die ihm innewohnende Chemie, der der Künstler buchstäblich zu Leibe rückt. Nicht zufällig hat man Herbert Döring-Spengler bereits als „Foto-Bildhauer“ bezeichnet, seine Werke als „Fotogemälde“ tituliert. Jedenfalls kommt bei ihm alles zusammen: das Reflektieren und Probieren, Auslösen und Sondieren und schließlich der Akt der physischen Nachbearbeitung, der Herbert Döring-Spengler weg vom Fotografen und in die Nähe des bildenden Künstlers rückt. …
… Wohl am deutlichsten zeigt sich die Medienreflexion in seinem „Diazetta“ überschriebenen Zyklus – der womöglich originellste Beitrag Döring-Spenglers zu einer „Kunst mit Fotografie“. Ein längerer Krankenhaus­aufenthalt, die Lektüre einer Tageszeitung, hatte den Weg gewiesen. Das Blatt gegen das Tagelicht gehalten, entdeckte Herbert Döring-Spengler sich auf verblüffende Weise überlagernde Strukturen. Da schien die bedruckte Rückseite mit Bildern, Headlines, Textblöcken durch und stiftete so ein verwirrendes „Allover“ und mit ihm ein gänzlich neues semantisches System. Eine Art Anti-Information im Geist von Surrealismus oder Dada.
Zurück im Studio legte Herbert Döring-Spengler ausgesuchte Zeitungsseiten auf den Leuchttisch, beleuchtete zusätzlich von oben, so dass sich ganz nach Lichtführung Vorder- oder Rückseite akzentuieren ließen. Was so entstand, waren verblüffende „Sand­wiches“, in denen zusammenkam, was eigentlich nicht zusammengehört, die aber genau daraus, sei es ihren Witz, sei es ihren Charme oder ihre beunruhigende Wirkung zogen. Allemal sind es komplexe semantische Gebilde, die den Betrachter zwingen, sein Auge mobil zu halten, vor und zurück zu zoomen, sich durch Bedeutungsschichten zu arbeiten, um sich so einer möglichen Aussage zu nähern. …“

aus: Hans-Michael Koetzle: Etwas machen, das alle anderen nicht machen

Das Haus der Fotografie Burghausen erhielt im Jahr 2019 von der TEUTLOFF PHOTO + VIDEO COLLECTION aus dem Nachlass des Textilunternehmers, Sammlers, Galeristen und Ausstellungs­machers Dr. h.c. Lutz Teutloff (1938-2017) über 40 Arbeiten des Fotokünstlers Herbert Döring-Spengler. Zum ersten Mal werden diese zusammen mit neuen Arbeiten im Schwerpunktmuseum für Fotografie zu sehen sein. Seit den 1980er Jahren ist das Polaroid, das Sofortbild, der Ausgangspunkt der künstlerischen Untersuchung von Herbert Döring-Spengler. Das zentrale Ausdrucksmittel ergänzte er ab 2016 mit den sog. Diazetten.

Termine

10.6.2023 20 Uhr

Ausstellungseröffnung

Einführung
Dr. Sabine Weichel-Kickert
Kuratorin der
TEUTLOFF PHOTO + VIDEO COLLECTION, Bielefeld

Herbert Döring-Spengler ist anwesend.

Musik: Facundo Barreyra (Bandoneon, Perkussion, Komposition) und Ulrich Barth (Saxophon, Komposition).

Herbert Döring-Spengler

Herbert Döring-Spengler, 1944 in Köln geboren, beschäftigt sich seit 1976 mit der Fotografie. Ab 1984 begann die Auseinandersetzung mit dem Polaroid, dem Sofortbild. 2016 folgte die Entwicklung und Entstehung einer neuen großen Werkgruppe, der sogenannten Diazetten. Im Jahr 2020 erhielt er den renommierten Kunstpreis des Rhein-Sieg-Kreises. Seine Arbeiten waren und sind in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen. Ebenso sind sie wichtiger Bestandteil öffentlicher Sammlungen, wie z.B. der des Kölnischen Stadtmuseums, des Kunst­museums Ludwig in Köln, des Museé de la Photographie in Belgien, der Stiftung Museum Schloss Moyland, des CNA – Centre National de l’Audiovisuel in Dudelange, Luxembourg und nun auch der des Hauses der Fotografie in Burghausen.
Er lebt und arbeitet in Lohmar.

www.doering-spengler.de

Ausstellungseröffnung und Ausstellung „HERBERT DÖRING-SPENGLER – Gesammelt von Lutz Teutloff“

RFO-Beitrag: Getoastetes Sofortbild in Burghausen

Diese Ausstellung können Sie bis zum 5.11.2023 besuchen.

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Haus der Fotografie

Dr. Robert-Gerlich-Museum
Burg 1 ∙ 84489 Burghausen
Tel. +49 8677 4734

Öffnungszeiten

18. März bis 6. November
Montag bis Sonntag/Feiertage
10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Winterschließung
7. November 2022 bis 18. März 2023

Eintrittspreise

Erwachsene 2,00 EUR
Gruppen ab 15 Personen pro Person 1,50 EUR
Senioren 65, Studenten, Auszubildende, Arbeitslose, Bundeswehrsoldaten, Schwerbehinderte 1,00 EUR
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, geschlossene Schulklassen, Schüler über 18 Jahren Eintritt frei